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Aktuelles

02.08.2025 | Nachruf

Zum Tod von Klaus Hahnzog

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe ASJ-Welt,

am 21. Juli 2025 ist unser langjähriger Bundesvorsitzender Klaus Hahnzog nach langer Krankheit gestorben. Ein grosser Rechtspolitiker ist gegangen, sein Engagement und sein unermüdlicher Einsatz sind uns ein Vorbild. 

Klaus Hahnzog, 1936 geboren, erlebte die Kriegsjahre mit und war sehr von diesen frühen Erfahrungen geprägt: Bombenangriffe, Flucht, Hunger und Vertreibung. Sein ganzes Leben lang setzte er sich daher für Frieden und Verständigung ein, war u.a. Mitglied er Humanistischen Union und Ehrenmitglied und Beiratsvorsitzender der Weisse-Rose-Stiftung.

Er studierte Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main, Berlin und München und legte 1964 das zweite Staatsexamen ab, promovierte. Klaus war als Gerichtsassessor im Bayerischen Justizministerium, als Staatsanwalt sowie von 1968 bis 1971 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht und Amtsrichter tätig. 1973 bis 1982 war er Kreisverwaltungsreferent in München, 1982 wurde er in den Münchener Stadtrat und dann zum Dritten Bürgermeister für die Bereiche Soziales, Umwelt, Kultur, Ausländer und Sport gewählt. 1978-1990 und 2003-2018 war Klaus nichtberufsrichterliches Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs. 

Seit 1990 war er Landtagsabgeordneter in Bayern, 2003 schied er aus dem Landtag aus. Er war die gesamte Zeit über Mitglied des Ausschusses für Verfassungs-, Rechts und Kommunalfragen (bzw. Ausschuss für Verfassungs-, Rechts- und Parlamentsfragen), dessen Vorsitzender er von 1994-2003 war. Für sein herausragendes Engagement wurde ihm 2006 die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold verliehen. Seit 1990 war er zudem als Rechtsanwalt zugelassen und übte diese Tätigkeit bis fast zuletzt auch aus.

1968 trat er in die SPD ein und seither in der ASJ aktiv. Klaus Hahnzog war von 1991 bis 2004 Bundesvorsitzender der ASJ. Seine Themen waren immer die Themen der Verfassung: die Wahrung und Achtung der Grundrechte, die Gestaltung der deutschen Einheit nach der friedlichen Revolution und die Perspektiven der Europäischen Union, der Föderalismus und die Gestaltungsspielräume der Landtage in den Bundesländern. Klaus hatte immer einen klaren Kompass, wenn es um die Verfassung ging: "Ich halte es für einen Fehler, wenn man versucht, sich die Verfassung zurechtzumachen, statt dass man sich selber nach der Verfassung richtet." Besonders wichtig war ihm sein Einsatz für mehr Demokratie, für eine breite demokratische Teilhabe. Klaus hat nicht nur das Antragsrecht der Referenten in der Stadt München durchgesetzt, sondern auch die Aufwertung der Bezirksausschüsse und es ist nicht zuletzt sein Verdienst, dass es heute Instrumente der Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene in Bayern gibt. Die beiden großen Reformen der Bayerischen Verfassung in den 90er Jahren, die Verankerung von Bürgerbegehren und Bürgerentscheid in der Bayerischen Verfassung und der erste Entwurf eines Bayerischen Integrationsgesetzes sind ihm zu verdanken. Klaus engagierte sich für einen transparent handelnden Verfassungsschutz genauso wie für ein Versammlungsrecht, das das Sich-Versammeln ermöglicht und eben nicht nur einschränkt.

"Rechtspolitik ist Gesellschaftspolitik“ - das ist seit seinem Engagement in unserer ASJ für uns alle nicht nur Richtschnur, sondern zutiefst verinnerlichte Haltung sozialdemokratischer Rechtspolitik. Sein Streiten für starke Freiheitsrechte, die unveräußerlichen Menschenrechte, eine friedensorientierte Außenpolitik, ein menschenwürdiges Asyl- und Zuwanderungsrecht, für eine gelebte und breite Bürgerbeteiligung - ist vielen von uns in guter und prägender Erinnerung. Klaus war im positivsten Sinne streitbar, auf Diskussionen mit ihm musste man gut vorbereitet sein, er war humorvoll und großzügig. Die Einladungen des ASJ-Bundesvorstands zu ihm und seiner Frau Ute ins Haus nach Schliersee waren legendär.

Klaus war auch jenseits der Partei vielfältig engagiert: er war Mitglied der DL 21, bei der AWO, im Kuratorium von "Mehr Demokratie e.V.", in der Humanistischen Union, in der Jugendbegegnungs- und Gedenkstättenarbeit und in diversen Sportvereinen. Überhaupt der Sport: Er war ein begeisterter Radfahrer (München verdankt ihm seine ersten Radwegepläne), Skifahrer (der ASJ-Bundesvorstand ging viele Jahre am Rande der Klausuren in Schliersee mit ihm auf die Piste) und Fußballer (er hat die Mannschaft des Bayerischen Landtags "wiederbelebt" und seinen 75. Geburtstag mit einem "Alt-Herren-Turnier" gefeiert). 

Seine Kinder pflegten sowohl seine Frau Ute, die letztes Jahr verstarb, als auch Klaus bis zuletzt selbst. Ihnen und den weiteren Angehörigen, aber auch den engen Freunden, übermitteln wir unser tief empfundenes Beileid.

Er fehlt uns.